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Laurent CUNIOT

Laurent Cuniot wurde 1957 in Reims geboren und studierte am Conservatoire National Supérieur de Musique in Paris; dabei schlug er zwei Richtungen ein, einerseits Violine und Kammermusik, andererseits Komposition und Klangforschung bei Pierre Schaeffer und Guy Reibel. Von 1988 bis 2001 bekleidete er dann selbst einen Lehrstuhl in diesem Bereich, wobei das Fach nun „Komposition und neue Technologien“ hieß.

Aus rein künstlerischen Gründen widmen sich nur wenige Komponisten heutzutage gleichzeitig dem Komponieren, Unterrichten, Musizieren und Produzieren. Seit 1985 dirigiert Laurent Cuniot das Ensemble TM+, das neue Werke und Klassiker des 20. Jahrhunderts in seinem Repertoire hat und seit 1996 ein äußerst ergiebiges Stipendienprogramm in der Maison de la Musique de Nanterre vor den Toren von Paris anbietet; außerdem hat Cuniot von 1987 bis 1993 die vielbeachtete Reihe „Concerts-lecture“ (Konzert-Lesungen) bei Radio France produziert.
Aber wie kommt es dann, dass ein Komponist, der während seines Studiums mit neuen Technologien und der „Groupe de recherches musicales“ (1958 von Pierre Schaeffer gegründetes Institut zur Erforschung der elektroakustischen Musik) zu tun hatte, kein einziges „acousmatisches“ Werk (für Tonband solo) geschrieben hat? Wohl weil Cuniot, wenn er dieses neue technische Instrumentarium einsetzt, mit verschiedenen Systemen arbeitet, weil sich nur so „das mit lebenden Interpreten einhergehende, durch nichts zu ersetzende Risiko“ einbeziehen lässt. Denn wie er betont, war es das „Paradox der 70er- und 90er-Jahre, dass durch die Technologie, ob nun als Kompositionshilfe oder als Tonquelle, aufgrund der besseren Kenntnis des Klangs, von dessen Entwicklungsprinzipien und der Wahrnehmungsmechanismen eine Rückkehr zu mehr ,Menschlichkeit‘ ermöglicht wurde“.
Laurent Cuniot, der sich anfangs für das Verhältnis Spannung/Entspannung begeisterte, hatte zunächst eine Vorliebe für infratonale Musik. Hiernach entwickelte er sich mehr in Richtung einer selten angewandten Vierteltontechnik weiter, um die Bedeutung der Struktur zu durchdringen; zweifellos durch seine frühere Musikpraxis (Violine) und die heutige Aktivität als Orchesterdirigent bedingt, fügte er schrittweise eine spezielle Tonhaftigkeit ein, die sich der Chimären des Instrumentellen und Ästhetischen entledigt.
Im heutigen Schaffen des Komponisten lässt sich eine Vereinfachung hin zum Wesentlichen, aber auch eine größere Kontrolle der vertikalen Klänge beobachten; auf diese Weise werden Kräfte frei, mit denen eine lineare Spannung mit einer stark betonten horizontalen Ausrichtung erzeugt und bewusster eine große Ausdruckskraft entfaltet werden kann. Außerdem ist die Präsenz eines poetischen Textes festzustellen – ganz real in den Vokalstücken, unterschwellig in den Instrumentalwerken; bei Letzteren lässt die poetische „Schrift“, natürlich abstrakt gesehen, eine starke innere Dramaturgie entstehen. Das dieserart konstruierte Klangideal führt den Komponisten eher weg vom Soloinstrument (Cuniots Diskografie enthält keine Kammermusikstücke im engeren Sinn) und hin zur Ensemblemusik, wo er seinem Drang, nach Klangkombinationen zu forschen, freien Lauf lässt, und zwar hauptsächlich in abseitigen Bereichen. Heute beschäftigt Laurent Cuniot nicht mehr vordergründig die Frage seiner musikalischen Sprache – auch wenn er diesbezüglich immer noch Zweifel hat –, sondern eher Fragen der Expressivität und der Form.


Frank Langlois

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