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Graciane Finzi

Graciane FINZI

Graciane Finzi wurde 1945 in Casablanca geboren und kam als 10-Jährige an das Conservatoire National Supérieur de Musique (CNSM) in Paris, wo sie Unterricht in den musikalischen Grundlagenfächern (Solfège) erhielt und zwei Jahre später in die Klavierklasse von Joseph Benvenuti aufgenommen wurde. Mit 15 verlegte sie sich endgültig auf Komposition und gewann an ebendiesem Konservatorium erste Preise in den Fächern Harmonielehre, Kontrapunkt, Fuge und Komposition.
Die talentierte Komponistin wurde mehrfach ausgezeichnet und erhielt den Grand Prix de la Promotion Symphonique der SACEM, den Georges-Enesco-Preis, den Preis der SACD für ihre Oper Pauvre assassin (UA in der Opéra du Rhin in Straßburg) und den Großen Preis der SACEM für ihr Gesamtwerk. Von 1975 bis 1979 war sie Musikdirektorin des Festival de la Défense. 1979 wurde sie als Professorin an das Pariser CNSM berufen, wo sie bis heute lehrt. Als ehemaliges Mitglied der Kommission für symphonische Musik der SACEM war sie von 1977 bis 2000 Beauftragte bei der Association Française d’Action Artistique (AFAA) und stellvertretende Vorsitzende der Société Internationale de Musique Contemporaine (SIMC) und der Société Nationale. Von 2001 bis 2003 war sie Composer-in-residence beim Orchestre National de Lille.
Ihr Œuvre umfasst über hundert Werke, die weltweit von namhaften Solisten und renommierten Orchestern gespielt wurden und werden. Ganz gleich, ob sie die Instrumente in ein Orchester einbindet oder solistisch auftreten lässt, stets berücksichtigt Graciane Finzi ihre Individualität und fügt sie dergestalt zusammen, dass sie nebeneinander existieren, jede Gruppe aber ihre eigene Dynamik, Regungen, Färbungen, Rhythmen hat. Auf diese Weise mehrt sie die „reellen Partien“, wie es in ihrer Fachsprache so schön heißt. In einer modernen Ausdrucksweise, die harmonische und chromatische Leitern außerhalb der Tonalität verwendet, schafft sie Anziehungspole zwischen den Noten. Damit weist sie den Weg für das Verständnis einer Musik, die nie abstrakt ist, sondern das Leben und die tiefen Empfindungen des Menschen unmittelbar ausdrücken will.
Hier seien einige ihrer Schlüsselwerke genannt: Soleil vert für 97 Musiker, das 1984 mit dem Orchestre Philharmonique de Radio France uraufgeführt wurde, auf dem Programm des Festival Présences von Radio France stand und mit dem Orchestre Français des Jeunes unter Jesús López Cobos auf Tournee ging. Zum anderen das Concerto pour piano et orchestre von 1997 (UA mit Jean-Claude Pennetier und dem Orchestre de Montpellier), das eine Hinwendung ihrer Musiksprache zu größerer Harmonie markierte. Die Vielfalt der Klangschichten ordnet sich und fügt sich zu unerwarteten Klangfarben und sich auftürmenden Harmonien. Dann auch die zarte Ballade für Violoncello und Orchester Errance dans la nuit, die mit Gary Hoffman und dem Orchestre Philharmonique de Radio France unter Pascal Rophé uraufgeführt wurde und sowohl in Frankfurt am Main mit Gary Hoffman und dem Württembergischen Kammerorchester unter Ruben Gazarian als auch in Lille mit dem Orchestre National de Lille unter Paul Polivnick ihre Wiederaufnahme fand. Oder La tombée du jour, entstanden für den Bass-Bariton José van Dam auf einen wunderschönen Text von Michel Schneider, das in der Salle Pleyel in Paris mit John Nelson und dem Ensemble Orchestral zur Uraufführung gebracht wurde. Und schließlich tritt die Cembalistin Elisabeth Chojnacka in aller Welt mit dem romantischen Espressivo für verstärktes Cembalo und fixierte Klänge auf.
Mit ihren Opern Le Clavier Fantastique und Quand un enfant voyage, die von Hunderten französischer Schulkinder mit professioneller Unterstützung von Solisten und Orchestern aufgeführt werden, engagiert sich Graciane Finzi im Kulturleben und leistet einen wichtigen pädagogischen Beitrag. Von der Oper Là-bas peut-être/L’Africaine wiederum, einem Multimedia-Spektakel für Heranwachsende mit Tanz, Gesang, Video, fixierten Klängen, Akkordeon, afrikanischer Percussion und Instrumentalensemble, lassen sich sogar die aufsässigsten Jugendlichen mitreißen. Sie wurde in Lille uraufgeführt, wo sie auch mehrfach mit dem Orchestre National de Lille im Theater Grand Bleu und im Konzerthaus Nouveau Siècle zu sehen war; Wiederaufnahmen gab es 2006 in Montpellier durch die Opéra National de Montpellier und in La Rochelle als Neuproduktion im Rahmen eines Aufenthalts der Komponistin als Composer-in-residence.
In Zusammenarbeit mit Jean-Claude Carrière entstand die Oper Le dernier jour de Socrate, die in der Opéra Comique in Paris uraufgeführt wurde. Hier wird das Publikum von einem kompakten Klangmonolith in Atmen gehalten, dessen Verständlichkeit durch die Orchestrierung abgewehrt wird …
„Die Musik von Graciane Finzi gleicht einer künstlerischen Neuschöpfung, die von neuen Prämissen ausgeht, einer Schöpfungsgeschichte der Welt, aufgewirbeltem Magma, aus dem eine neue Anschauung von Musik aufsteigt …“ – „Es wohnt ihr eine seltsame Kraft inne, die den Zuhörer in eine verwunschene Welt entführt.“ (Auszüge aus Presseartikeln)
Graciane Finzi mischt gerne die Genres. So schreckt sie nicht davor zurück, Flamencogesänge in ihre Musik einzuflechten, wie in Ode à Dali, oder afrikanische Rhythmen, wie in Nomade und Brume de sable. Ebenso wenig scheut sie sich, auf Texte in galicischer Sprache zu komponieren – Alma Mareira (UA Santiago de Compostela, Leitung: Antoni Ros Marba – oder auf einen Text über Adonis in klassischem Arabisch. Wenn sie das Universum der Astrophysiker Jean Audouze und Michel Cassé durchleuchtet, die für sie die Texte Univers de Lumière und La Robe de l’Univers geschrieben haben, erforscht sie ebenfalls eine Klangwelt.
Graciane Finzi sagt selbst: „Kann man von Romantik sprechen? Mag sein, ich weiß es nicht. Von Aussagekraft? Ja, hoffentlich. Von Gefühlen? Ganz gewiss, jedenfalls wünsche ich es mir.“


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„Wie Clara Komponistin und Pianistin und wie Robert ungeheuer produktiv und mit einer Vorliebe für poetische Titel, liebt Graciane Finzi die Schumanns und huldigte ihnen mit L’Amour et la vie d’une femme für Streichtrio, ausgerechnet mit einer Besetzung, für die keines der beiden Eheleute jemals ein Werk geschrieben hat! Eine Komponistin? Ja, genau! Graciane Finzi gehört zu jenen Frauen, die weibliches Kunstschaffen auf direktem Wege ins 3. Jahrtausend befördern. Wer die bewegenden Melodien von La tombée du jour mit Orchester, die düstere Ballade Errance dans la nuit für Violoncello und Orchester oder auch die Oper Le dernier jour de Socrate mit ihrer gemäßigten und stolzen Kraft gehört hat, wird davon überzeugt sein.“

Brigitte François-Sappey

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Konzerte

Kreationen

Werke, die komponiert wurden von Graciane FINZI

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Diskografie

“ARCHITECTURE”, pour orgue
Grand orgue de la cathédrale d’Évreux : Pascale Rouet
Triton - 331154


CRÉPUSCULE DU KOL NIDRÉ, pour violoncelle seul.
Violoncelle : Martine Bailly
Buda Musique - CD 09 / Collection Patrimoines musicaux des Juifs de France, vol. 9


IMPRESSION TANGO, pour violon ou alto ou violoncelle et piano ou accordéon
Violon : Mariane Piketty
Accordéon : Pascal Contet
Maguelone - 111174


ORATORIO, 5 inventions pour trompette en ut ou sib et orgue
Trompette : Guy Touvron
Orgue : Carine Clément
Disques Corelia - SC 870